BRIEF EINES GENOSSEN

Ein Genosse der ICOR-Organisation „Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung“ berichtet über die gegenwärtige Entwicklung in der Ukraine:

Zunehmende Kritik an US- und EU-Imperialismus in der Ukraine
Zerstörtes Haus in Kiew (Foto: Photo: Oleksandr Ratushniak /UNDP Ukraine)

Bei uns wird geschätzt, dass die Arbeitslosigkeit inzwischen 30 Prozenterreicht oder überschritten hat und dass mehr als 5 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben. Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Lebens werden immer teurer, Stromausfälle behindern das Arbeiten. Seit Anfang des Jahres hat die Inflation 25 Prozent erreicht. Dies ist in den Geschäften deutlich sichtbar, einige Artikel sind um das Zwei- oder sogar Dreifache teurer geworden, und die Einkommen der Menschen sind sogar in der Landeswährung gesunken. Viele Städte stehen unter ständigem Beschuss, oft fällt der Strom aus.


Viele sind gezwungen, irgendeinen Job zu finden. Qualifizierte Arbeiter nehmen jetzt Jobs zu geringeren Löhnen an, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Unternehmer nutzen das aktiv aus und verschlechtern die Arbeitsbedingungen weiter.


Die Frauen haben während des Krieges eine zusätzliche Last zu tragen: Neben der traditionellen doppelten Ausbeutung werden alle Probleme des täglichen Überlebens und des Geldmangels auf sie abgewälzt. In den besetzten Gebieten sind Frauen jeden Alters zunehmend Vergewaltigung und Gewalt durch die Besatzer und ihre Kollaborateure ausgesetzt, einschließlich Folter und Mord. Gleichzeitig nehmen die Zahl und die Schwere der häuslichen Konflikte zu, auch im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Frauen. Dies ist zweifelsohne auf die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen der einfachen Menschen zurückzuführen.


Vor allem herrscht die Stimmung, Putins Aggressoren, die jeden Tag einfache Menschen töten und ihnen Kummer und Leid bringen, besiegen zu wollen.

Kritische Wahrnehmung der Verhältnisse in der Ukraine wächst

Man kann sagen, dass trotz der offiziellen Propaganda viele Menschen kritisch wahrnehmen, was in der Ukraine und „um sie herum“ geschieht. Die meisten Werktätigen denken noch nicht in Klassenkategorien, aber begreifen spontan, dass das Problem nicht nur die Aggression des russischen Imperialismus ist, sondern auch die Ungerechtigkeit des bürgerlichen Systems als Ganzes. Insbesondere da vor dem Hintergrund des Leidens der Werktätigen die Korruption und der Diebstahl unter den Behörden und Beamten weitergehen, sickern von Zeit zu Zeit Informationen über gestohlene öffentliche Mittel, über den Machtkampf in der Regierung, über Diebstahl und Bürokratie in der Armee usw. an die Öffentlichkeit.

Zunehmende Kritik an US- und EU-Imperialismus

Selbst in den offiziellen Medien und erst recht im Internet wird ständig darüber berichtet, wie die verschiedenen Gruppen der herrschenden Klasse in den USA, der EU oder beispielsweise der Türkei den Krieg in der Ukraine für ihre eigenen egoistischen Zwecke nutzen, dass sie bereit sind, unser Leben zu opfern, um ihren Einfluss in der Welt zu vergrößern, oder aber um erneut mit Putins Verbrechern zu verhandeln.


Die einfachen Menschen in der Ukraine können es sehen und verstehen: Während die Werktätigen an der Front oder im Alltag Heldentaten vollbringen, überlegen die herrschenden Klassen im In- und Ausland, wie sie das Beste aus dem Krieg herausholen können.


Menschen mittleren und höheren Alters ziehen in diesem Zusammenhang einen Vergleich: Im Zweiten Weltkrieg haben die westlichen Alliierten lange genug gezögert, eine „zweite Front“ zu eröffnen und sind erst Ende 1944 in der Normandie gelandet, als das Ende von Hitlers Reich vor allem durch die Anstrengungen der Roten Armee und des sowjetischen Volkes bereits feststand. In den Massen wächst das Bewusstsein, dass der Westen unser Land und seine Menschen nur für seine eigenen Interessen benutzt und dass die Parolen vom „Kampf für die Demokratie“ nur Parolen sind, um die Gesellschaft zu manipulieren.

Von ml info